Content

Die Kajak-AG des BBZ Stegen erhält eine Spende von Hörakustik Lehmann

Im BBZ Stegen, einer Schule für hörgeschädigte Schüler*innen, wird seit über 20 Jahren eine AG zum Wildwasser-Kajak fahren angeboten.  Wir bieten allen wasserbegeisterten Schüler*innen nicht nur in der Sommerzeit ein nasses Betätigungsfeld. Unter fachkundiger Anleitung werden Ausfahrten unternommen oder in unserem Schwimmbad Grundlagen geübt.

Für die Kajak AG können sich interessierte Schüler*innen ab der 5. Klasse im Rahmen des UEFA Angebotes anmelden. Wir nehmen jährlich Jugendliche, auch ohne Kajak-Vorkenntnisse, auf. Die einzige Voraussetzung, die wir fordern müssen, dass die Jugendlichen schwimmen können und gerne im Wasser sind.


Bei uns erlernen Jugendliche Grundlagen des Paddelns, das Ein- und Aussteigen ins Kajak und das Verhalten beim Kentern. Kajakerfahrene Jugendliche erweitern ihre Technikkenntnisse und erlernen die Bootsführung in fließendem „wilden“ Gewässer sowie dann auch die Kajakrolle. Im Sommerhalbjahr erproben wir die erworbenen Fähigkeiten in „echtem“ Gewässer. Es gibt einen Besuch bei unserem Kooperations-Sportverein „Freiburger Faltbootfahrer e.V.“ am Opfinger Baggersee zu gemeinsamem Spaß und Spiel auf dem See. Außerdem fahren wir jedes Jahr für vier Tage auf einen Campingplatz an einen Wildwasserfluss wie bspw.  den Doubs bei Goumois, die Reus bei Gnadenthal oder die Loue bei Ornans.

Unsere Besonderheit, unsere Schüler*innen machen durch ihre Hörbehinderung im Outdoorsport „Wildwasserpaddeln“ auch Grenzerfahrungen im geschützten Rahmen. Die Hörhilfen werden in aller Regel auf dem Wasser ausgezogen. Das heißt für die meisten Schüler*innen, dass sie nicht mehr ihre Umgebung hören können und auch für Außenstehende nicht mehr akustisch erreichbar sind. Für die Kommunikation und die Sicherheit im Wasser braucht es neue Wege des Austausches und des Vertrauens. Dazu gehören klare Absprachen die eingehalten werden müssen z.B. mit fest vereinbarten Wildwasser-Handzeichen, eine gegenseitige Verantwortungsübernahme für die Sportlerinnen auf dem Wasser und eine Kommunikation mittels Gebärden. Aber auch der eigenverantwortliche Umgang mit Hörhilfen im und am Wasser wird geübt. So gibt es Schüler*innen, die ihre individuellen Hörhilfen in einen speziellen „Wasserschutz“ in Form von Schutzhüllen einpacken und im Wasser tragen können.

Was macht die Kajak- AG für ihre Schüler*innen so besonders?

Lester Flamm: Unsere Schüler*innen werden mit ihrer Hörbehinderungen in Situationen gebracht in denen es kreative und neue Lösungen braucht. Die Erfahrungen, die sie bei uns machen, wenn sie einen Fluss gefahren sind und es geschafft haben, lässt sie sich stark fühlen. Daran wachsen die Jugendlichen enorm. Trotz fehlendem Gehör einander zu vertrauen, Lösungswege zu finden und sich gegenseitig zu unterstützen und auch zu retten, das ist eine wichtige Selbstbestimmung für Menschen mit Behinderung. Wer glaubt, dass Outdoorsportarten  nichts für Menschen mit Behinderung sind, liegt da falsch. Wir als Leiter*innen der Gruppe legen besonderen Wert darauf, dass sich alle Gruppenmitglieder sicher und wohl fühlen und natürlich setzen wir unsere Schützlinge keiner ernsten Gefahr aus.

Zur Kajak AG gehört aber auch noch mehr. Die Schüler*innen übernehmen Verantwortung für sich,  die Gruppe und das Material. Die Boote müssen gut eingestellt sein. Helm, Schwimmweste, Paddel und Spritzdecke müssen gerichtet, der Anhänger beladen werden.  Auf dem Zeltplatz werden gemeinsam Zelte aufgebaut, es wird gekocht, abgespült und Feuer gemacht.  Dabei helfen die Erfahrenen den Neuen.  Unsere Kajak-AG ist auch insofern einzigartig, als dass es im Ballungsraum Freiburg eigentlich die einzige Schule ist, mit einer Kajak AG.  

Warum hast du dich bei der Kajak-AG angemeldet und wie gefällt dir der Kajak-Sport?

Die Antworten der Schüler aus der AG fallen kurz und klar aus: „Ich liebe das Wasser!!!“, „Ich dachte es könnte Spaß machen und seitdem ich das erste Mal dabei bin melde ich mich immer wieder an.“ „Es ist spannend auf dem Fluss“ oder  „die Kajakrolle und schwere Flüsse machen richtig Spaß“. 

Was bewegt Sie, Herr Lehmann, dazu die Kajak-AG finanziell zu unterstützen?

Florian Lehmann:  Die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen unter anderem mit Hörbeeinträchtigungen liegt uns besonders am Herzen, da wir wissen, wie wichtig inklusive Freizeitmöglichkeiten sind. Aktivitäten wie das Kajakfahren fördern nicht nur das körperliche Wohlbefinden, sondern stärken auch das Selbstbewusstsein, soziale Fähigkeiten und das Gemeinschaftsgefühl. Wir sind stolz darauf, zu einer Initiative beizutragen, die den Kindern und Jugendlichen hilft, neue Fähigkeiten zu entwickeln und die Natur zu genießen.

Was macht die Kajak-AG nun mit der Spende?

Leitungsteam der Kajak-AG: Ganz konkret brauchen wir derzeit kleinere Boote für unseren „jungen“ Nachwuchs und auch kleinere Paddel. Das werden wir uns von der Spende jetzt zulegen können. Wir sind um jede Spende froh, da wir auf regelmäßige Geld- oder auch Materialspenden angewiesen sind. Boote, Paddel, Spritzdecken und auch das Material zum Campen werden unter anderem durch Spenden finanziert. Ein Boot kostet zwischen 500-1500€, die Paddel zwischen 70-140€ pro Stück. Um unseren Schüler*innen die nötige Sicherheitsausrüstung wie Neopren, Helme, Wurfsäcke, Schwimmwesten auf einem sicheren Stand bieten zu können, muss dieses ebenfalls Material regelmäßig erneuert werden.  Das Leitungsteam Julia Bühler, Armin Rombach und Lester Flamm bedanken sich deshalb ganz herzlich im Namen aller kajakbegeisterten Schüler*innen für die Geldspende von 500€ bei Florian Lehmann und dem Team „Lehmann Hörakustik“ aus Kirchzarten.