Konzeption der Grundschule Rammersweier zur Inklusion der Außenklasse des BBZ Stegen
Erstellt vom Teaching Team Sigrun Hertenstein (Grundschullehrerin an der GS Rammersweier) und Eva Jakubek (Sonderschullehrerin des BBZ Stegen) sowie Frédérique Kerker (Rektorin der GS Rammersweier) im Schuljahr 2010/11. Ergänzt und aktualisiert zuletzt im Schuljahr 2014/15.
1. Äußere Rahmenbedingungen
1.1 Genehmigung und Unterstützung verschiedener Gremien
Ende des Schuljahres 08/09 kam das BBZ Stegen auf das Kollegium der GS Rammersweier zu, um anzufragen, ob eine Gruppe hörgeschädigter Erstklässler aus dem Offenburger Raum im Schj. 10/11 in einer inklusiven Außenklasse beschult werden könnten.
Dabei stellten Herr Direktor Jacobs und Herr Stücker vom BBZ schon einige inhaltliche und konzeptionelle Eckpunkte vor, die der Diskussion im Kollegium nützlich waren.
Auf der Grundlage der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung vom 26.03.2009 sammelten die Kolleginnen Argumente, um ihren Standpunkt zu finden.
Argumente dafür waren:
geringe Anzahl einzuschulender Kinder im Schj. 10/11
Sonderschulpädagogin im Haus Synergieeffekt für andere Schüler
1-2 hörgeschädigte Kinder sind aus eigenem Schulbezirk, andere aus näherer Umgebung
Räume sind vorhanden
Idee passt ins Schulkonzept, zu Leitbild der Schule
Englisch kann als zusätzliche freiwillige Fremdsprache angeboten werden
es gibt zusätzliche Lehrerstunden
wir erreichen Klassenteiler, müssten sonst jahrgangsübergreifend unterrichten
Eltern präferieren Standort
politischer Wille
Ganztagsbetreuung möglich
wohnortnahe Beschulung möglich
Argumente dagegen waren:
anstehende Umbaumaßnahmen
bewältigen wir pädagogische Herausforderung?
technische Ausstattung
es ergibt sich evtl. nur einmal 1 Jahrgang
wie viel Zeitaufwand entsteht für Fachlehrer / einstündige Fächer?
Diese Argumente lieferten auch die Diskussionsgrundlage für den Elternbeirat, der von Anfang an involviert war. So kam es in den darauffolgenden Monaten zu folgenden Gremienbeschlüssen:
Gesamtlehrerkonferenz, 14.10.2009: mehrheitliche Zustimmung
Schulkonferenz, 09.11.2009: einstimmige Zustimmung
Im Dezember 2009 informiert das BBZ Stegen den Schulträger über das Vorhaben und stellte gleichzeitig einen Antrag auf raumakustische Maßnahmen an der GS Rammersweier.
Im Januar 2010 stellte das BBZ Stegen beim RP Freiburg einen Antrag auf Errichtung einer Außenklasse für hörgeschädigte Schulanfänger in Rammersweier. Zeitgleich stellte die Schulleitung einen Antrag auf raumakustische Maßnahmen an der GS Rammersweier beim Schulträger.
Im Februar 2010 kam es zu einem Ortstermin, bei dem sich Vertreter des Kreises, der Stadt, der Ortsverwaltung, des BBZ Stegen und die Schulleitung in der GS Rammersweier zusammen setzten um die Sachlage, die Stellungnahme der Schule, die pädagogischen Rahmenbedingungen, die Kosten und das weitere Vorgehen zu besprechen.
Dabei wurde im Einvernehmen aller Beteiligten festgelegt, dass eine Klassengröße von 25 Kindern nicht überschritten wird und davon höchstens 8 Kinder eine Hörschädigung haben.
Am 23.02.2010 stellte die Schulleitung die Einrichtung der Außenklasse im öffentlichen Teil einer Ortschaftsratssitzung vor. Alle Ortschaftsräte äußerten sich wohlwollend und zustimmend. Zeitgleich erhielt der Gesamtelternbeirat eine Beschlussvorlage zur Zustimmung.
Im März stimmte der Schul- und Sportausschuss der Stadt Offenburg einstimmig der Einrichtung einer Außenklasse in Rammersweier zu.
Es folgten 2 Elternabende:
17.03.2010, für die Eltern der hörgeschädigten Kinder, um die GS Rammersweier kennen zu lernen.
21.04.2010, gemeinsamer Elternabend aller einzuschulenden Kinder.
Das Schulamt Offenburg unterstützte das Vorhaben durch die Zuweisung von 4 Wochenstunden im Ergänzungsbereich und durch die optimale Besetzung der Klassenlehrerstelle. Rückwirkend betrachtet ist sehr wichtig, frühzeitig mit Bedacht verantwortungsvoll zu planen und ausreichend Vorlaufzeit einzukalkulieren. Im Frühjahr 2012 kristallisierte sich heraus, dass es eine weitere Inklusionsklasse in Rammersweier geben wird. Aus dem Raum der nördlichen Ortenau sollten zwei hörgeschädigte Kinder zusammen mit den künftigen Erstklässlern von Rammersweier eingeschult werden.
1.2 Bauliche Maßnahmen
1Die GS Rammersweier hat im Sommer 2010 neben einem großzügigen Klassenzimmer einen kleinen separaten Raum für die Kleingruppenarbeit zur Verfügung gestellt. Die beiden Klassenräume, die übereinander liegen (Reduzierung von Decken bzw. Bodengeräuschen), wurden folgendermaßen raumakustisch verbessert:
An Decken wurden Akustikplatten eingebaut. Die Oberlichter wurden dabei erneuert.
An den Rückwänden wurden schallreduzierende Stoffplatten angebracht.
Es wurden Teppichböden verlegt.
Beide Zimmer wurden danach gestrichen. Der Schulträger übernahm die Kosten hierfür in vollem Umfang. Die Umbaumaßnahmen begannen in der 2. Augustwoche und waren pünktlich zum Schuljahresbeginn der Erstklässler fertig.
Im Sommer 2012 wurde ein weiteres Zimmer umgebaut und somit raumakustisch verbessert, da die Einrichtung einer weiteren Inklusionsklasse bevor stand. Auch in diesem Fall übernahm der Schulträger die Kosten in vollem Umfang.
2. Innere Rahmenbedingungen
2.1. Merkmale der Inklusionsklasse Rammersweier
2.1.1. Erste Inklusionsklasse 2010 – 2014
19 normal hörende Kinder
4-5 hörgeschädigte Kinder (je nach Schuljahr)
von leicht- bis hochgradig hörgeschädigt (1 CI-Kind)
aus OG und Umgebung (2 Kinder werden mit dem Taxi gebracht)
gehören dem BBZ Stegen an
11 Hortkinder (davon 1 hörgeschädigt)
2 Klassenlehrerinnen
1 Grundschullehrerin (GS Rammersweier)
1 Sonderpädagogin (Hörgeschädigten- und Sprachbehindertenpädagogik, gehört dem BBZ Stegen an)zuständig für die Koordination und Kooperation zwischen dem BBZ Stegen und der GS Rammersweier
jede Lehrerin ist gleichberechtigt für alle Schüler, Unterrichtsaufgaben und die Elternarbeit zuständig
FM-Anlage (2 Lehrersender, 1 Schülermikrofon)
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2.1.2. Zweite Inklusionsklasse (2012 – 2016)
19 normal hörende Kinder
2 hörgeschädigte Kinder
von mittel- bis hochgradig hörgeschädigt (1 CI-Kind)
aus OG und Umgebung (Kinder werden mit dem Taxi gebracht)
gehören dem BBZ Stegen an
2 Hortkinder (keins davon hörgeschädigt)
2 Klassenlehrerinnen
1 Grundschullehrerin (GS Rammersweier)
1 Sonderpädagogin (Hörgeschädigten- und Sprachbehindertenpädagogik, gehört dem BBZ Stegen an)
zuständig für die Koordination und Kooperation zwischen dem BBZ Stegen und der GS Rammersweier
jede Lehrerin ist gleichberechtigt für alle Schüler, Unterrichtsaufgaben und die Elternarbeit zuständig
FM-Anlage (2 Lehrersender, 1 Schülermikrofon)
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2.2. Das Lehrerinnen-Team, Unterricht und Fortbildungen
4Das Klassenlehrerinnenteam setzt sich jeweils aus einer Grundschullehrerin und einer Sonderschullehrerin zusammen. Einige Stunden unterrichten beide Lehrerinnen gemeinsam im Team, jede Lehrkraft hat die Klasse aber zusätzlich auch noch im eigenständigen Unterricht. Die Sonderschullehrerin bietet in jeder Klasse außerdem zwei Stunden Englisch pro Woche an. Dieses Fach ist für die hörgeschädigten Kinder verpflichtend aufgrund ihrer Zugehörigkeit zum BBZ Stegen und damit zu einem anderen Schulbezirk. Für alle normal hörenden Kinder ist Französisch weiterhin als erste Fremdsprache verpflichtend, der Englischunterricht wurde jedoch als freiwilliges Angebot auch für diese Kinder geöffnet. Ein Großteil der Kinder macht von diesem Zusatzangebot Gebrauch.
Neben den Klassenlehrerinnen sind mehrere Fachlehrerinnen in der Klasse tätig. Eine Lehrerin unterrichtet wöchentlich zwei Stunden Französisch, welches Fach ohne die hörgeschädigten Kinder stattfindet. Der Sportunterricht findet gemeinsam statt mit drei Stunden pro Woche und im einstündigen Fach Religion verteilen sich die Kinder auf den katholischen und auf den evangelischen Unterricht.
Die Klassenlehrerinnen sind beide gleichberechtigt in der Klasse tätig, d.h. beide Lehrerinnen sind für alle Kinder der Klasse verantwortlich und teilen sich sämtliche Aufgaben. Dennoch unterrichtet die eine Lehrerin schwerpunktmäßig Deutsch, die andere Mathematik. Der Fächerverbund MNK wird dagegen je nach Zuweisung der Deputatsstunden von beiden gleichermaßen unterrichtet.
Die tägliche Hörgerätekontrolle in der ersten Stunde macht das Team dringend erforderlich, da sich dann eine Lehrkraft voll der hörtechnischen Überprüfung widmen kann, während die andere der Klasse zur Verfügung steht. Die beiden Lehrerinnen wechseln sich dabei aber mit der Hörgerätekontrolle ab.
5Auch während des alltäglichen Unterrichts erweist sich das Team als sehr wichtig und sinnvoll, so z.B. zur Differenzierung, wenn einzelne Schüler aus dem Unterricht genommen werden oder die gesamte Klasse in zwei Gruppen geteilt wird. Auch die gezielte Beobachtung einzelner Aspekte wird durch das Team leichter möglich, ebenso wie die Behebung spontan auftretender hörtechnischer Probleme.
Die beiden Klassenlehrerinnen besuchen zudem gemeinsame Fortbildungen und Tagungen, wodurch ein gegenseitiger Kompetenzzuwachs entstehen kann – so lernt die Grundschulpädagogin wichtige Aspekte im Umgang mit Hörschädigungen und die Sonderschulpädagogin erwirbt weitere Kompetenzen im Bereich der Grundschuldidaktik. Im halbjährlichen Abstand findet in Stegen ein Arbeitskreis der Klassen mit inklusivem Bildungsangebot (Kiba) statt, wo sich die Kollegen von Außenstandorten des BBZ Stegen mitsamt
ihren Teamkollegen treffen. Für das gesamte Kollegium von Rammersweier fand im Herbst 2010 ein pädagogischer Tag in Stegen statt, wo den Lehrerinnen einerseits das Thema Hörschädigung eindrücklich näher gebracht wurde und wo diese andererseits die Möglichkeit hatten, eine alternative und evtl. zukünftige Schulform für die hörgeschädigten Kinder zu besichtigen. Bereits zuvor gab es in Rammersweier eine interne Weiterbildung für das Kollegium zum Thema Hörschädigung durch die Sonderschullehrerin, damit die Begleitung, Hilfestellung und Unterstützung der Fachlehrerinnen gewährleistet ist, insbesondere bei der Anwendung der Technik. Um auch die Eltern der Inklusionsklasse mit dem Thema vertraut zu machen, gab es auch das Angebot zu einem Elternabend für alle Eltern zum Informationsaustausch über die Hörschädigungen der Kinder.
2.3. Vorbereitung auf die Klasse
Die Vorbereitung auf die erste Inklusionsklasse fiel sehr zeitaufwändig aus. Es ging zunächst um den gegenseitigen Austausch von fachlichem Wissen der Sonder- und der Grundschullehrerin ebenso wie um das Einbringen von Wissenswertem und von Erfahrungen aus den jeweiligen Bereichen. Im gleichen Zug mussten sich die beiden Lehrerinnen kennenlernen, sowohl in persönlicher als auch in pädagogischer Hinsicht, um sich als Team zu finden, das dieselben Ziele in einer Klasse verfolgt. Diese Zeit war geprägt von zahlreichen und langen Gesprächen und Absprachen, von Kompromissen, Enttäuschungen, aber vor allem auch von Zuversicht.
Vorüberlegungen vor und während der Gründung des Teams waren u. a.:
Bewusste Entscheidung zur Stelle/ für diese Art der Klasse
Bereitschaft zu viel Engagement
Angst, ob das Team funktioniert/ menschlich passt
Sinnvolle Nutzung des Teams und des zweiten Klassenzimmers)
Absprachen, Rituale (siehe folgender Punkt; vieles entwickelte sich erst mit der Zeit)
Offener und ehrlicher Umgang im Team; Rückmeldungs-, Gesprächskultur (z.B. direkte und unmittelbare Rückmeldung)
Unterrichtsgestaltung im Team – erfordert Flexibilität, Struktur, Gelassenheit, Spontaneität
Kommunikationsfähigkeit
Regelmäßige Reflexion über uns als Team
Kompromissbereitschaft
Wichtig waren bei der Vorbereitung auf die Klasse Absprachen in Bezug auf die folgenden Punkte:
Gestaltung des Klassenzimmers
Hörgeschädigtenspezifische Umbaumaßnahmen
Malerarbeiten im Klassenzimmer
Sitzordnung nach hörgeschädigtenspezifischen Kriterien
Thematische „Ecken“ im Zimmer (Mathe-Regal, Deutsch-Regal, Lese-Ecke, Computer-Ecke, MeNuK-Wand)
Regal mit Schülermaterialien
Schülerablagen auf dem Fensterbrett mit aktuellen Aufgaben
Ablagen für fertige Arbeitsblätter und für Hausaufgabenhefte beim Lehrerpult
Feste Aufteilung der Tafel (links: Belohnungssystem, Sozialformen, Arbeitsaufträge)
Hausaufgabentafel neben der Tür
Datumsschild: jeden Tag werden Wochentag, Datum und ggf. Monat, Jahreszeit und Jahr geändert
Spielmöglichkeiten
schlichte, reizarme, aber strukturierte Gestaltung des Klassenzimmers
zweites, kleineres Klassenzimmer im Untergeschoss
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Unterrichtsformen
Offener Anfang mit Hörgerätekontrolle
je nach Wochentag zu unterschiedlichen Fächern
Freiarbeit
Hörgerätekontrolle: Batterietest und Durchpusten des Ohrpassstücks durch Schüler, Abhören durch Lehrerin
Ling-Test überprüft die Wahrnehmung von 5-6 Lauten, die den Sprachbereich vertreten (m, u, i, a, s, sch)
frontale Phasen
Klassenteilung – eine Gruppe geht nach unten in das zweite Klassenzimmer (zur Differenzierung nutzbar)
EA, PA, GA, Präsentation
Differenzierung, individuelle Aufgaben
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SuF für alle
Bezeichnung: www = wir wollen’s wissen
Förderung und Forderung
alle Schüler kommen mal dran, um Negativcharakter vorzubeugen
Schüler werden zu Förder-/ Fordergruppen zusammengestellt, so dass an einem bestimmten Thema gearbeitet werden kann
gezielte www-Stunden für die hörgeschädigten Kinder, um durch Hörgeschädigtenkunde den selbstsicheren Umgang mit der Hörschädigung und der Hörtechnik zu thematisieren
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Absprachen, Rituale
Belohnungssystem in Anlehnung an „Bei Stopp ist Schluss“ – Sonne, Wolke Blitz
alle Kinder sind zu Beginn des Tages auf der Sonne
bei zu viel Störungen wandern die Kinder weiter auf die Wolke/ den Blitz
nach 10 Sonnen-Tagen erhalten die Kinder einen Pauli-Joker, der von den Eltern unterschrieben wird und in einer Schatzkiste eingelöst werden kann (bis zu 3 Joker auf einmal)
Leise-Zeit
Glocke läutet die Zeit ein
Dauer: unterschiedlich, überwiegend 3 min.
In der Leise-Zeit darf nicht geredet/ geflüstert werden, nicht aufs Klo gegangen werden, sonst wandert man weiter bei Sonne, Wolke, Blitz
Hörpause für die hörgeschädigten Kinder, wird auch von den gut hörenden Kindern immer wieder eingefordert
Zauberglocke/ Klatschsignal/ Brezel
Signal, bei welchem die Kinder ihre Aufmerksamkeit nach vorne richten sollen und ihre aktuelle Tätigkeit unterbrechen
Symbole
Sitzordnung: Stehkreis, Stuhlkreis, Stuhlhalbkreis
Sozialform: EA, PA, GA, Präsentation
Interaktion: leise sein, flüstern, helfen, melden
Dienste
Austeildienst, Blumendienst, Höranlagendienst, Ordnungsdienst, Tafeldienst, Hofdienst
2.4. Worauf kommt es uns an?
Selbstständigkeit der Schüler
Sozialer Umgang untereinander
Wertschätzung, positive Atmosphäre (Schüler, Lehrer, Team)
Kritikfähigkeit und Gesprächsfähigkeit im Team
Unterrichtsgestaltung im Team – erfordert Flexibilität, Struktur, Gelassenheit, Spontaneität
Kompromissbereitschaft
Konsequente Nutzung der FM-Anlage, samt Schülermikrofon
Individuelle Förderung
Interaktion der Schüler untereinander
Hörfreundliche Atmosphäre
Lärmpegel im Klassenzimmer (Lärmampel), Gesprächsregeln, Hörpausen, angemessene Lautstärke von Redebeiträgen
2.5. Wie wollen wir unsere Ziele erreichen?
Selbstverständlichkeit/ sozialen Umgang vorleben
Regeln, Rituale
Belohnungssystem, Lärmampel
Differenzierung, besonders gut möglich in der Freiarbeit
Arbeit in verschiedenen Sozialformen
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2.6. Was fällt uns dabei leicht/ hat sich bewährt?
Klare Absprachen für den Umgang mit Störungen, Lernschwierigkeiten, individuellen Lernzielen
Einheitliche Handhabung von Unterrichtsstörungen, dabei hinter dem anderen stehen
Individuelle Betreuung einzelner Schüler/ Beobachtung durch das Team
Unterrichtsgestaltung im Team – erfordert Flexibilität, Struktur, Gelassenheit, Spontaneität
Kompromissbereitschaft
Kommunikationsfähigkeit
Einheitliche Vorstellung von Unterrichtsgestaltung
Direkte und unmittelbare Rückmeldung dem Teampartner gegenüber, falls etwas entgegen den eigenen Vorstellungen läuft
Regelmäßige Reflexion über uns als Team
Mehrjährige Unterrichtserfahrung einer der beiden Kolleginnen
Ausreichend Planungs- und Vorbereitungszeit vor Einrichtung der Klasse für Kollegium, Eltern und Schulträger
Hohe Akzeptanz im Umfeld
Möglichkeit der Eltern der hörgeschädigten Kinder, schon vor der Entscheidung für die Inklusionsklasse die Schule, andere Eltern und die Lehrerin der Klasse kennenzulernen
Offener Umgang und hohe Transparenz durch mehrere Informationsveranstaltungen
Kooperation mit bereits bestehenden Kolleginnen von Außenklassen
Pädagogischer Tag in Stegen
2.7. Was fällt uns schwer/ müssen wir verändern?
Es fehlt die Zeit für Absprachen! Das Team könnte mit mehr Zeit für Absprachen effektiver genutzt werden.
Durch das Team muss man deutlich mehr Zeit investieren. Ausgleichsstunde?
Massive Sprachschwierigkeiten der Schüler sind auch im Team schwer auszugleichen - auch wenn man einen Schüler rausnimmt, um an einem bestimmten Ziel mit ihm alleine zu arbeiten, machen die anderen in der Zeit mit dem Unterricht weiter, der Schüler verpasst also was. Außerdem nicht jederzeit realisierbar, je nach Unterrichtsphase, da Teampartner mitunter schwer zu entbehren.
z.T. unterschiedliche Gewichtung einzelner Aspekte der Lehrersprache – z.B. Tempo (zu langsam vs. zu schnell), Anspruch (vereinfachen vs. sprachlich fordern) allen gerecht werden!
verstärkte Visualisierung
fehlende Zeit für gesonderte Förderung der hörgeschädigten Kinder (Stundenplanstruktur/ Fahrtorganisation)
Französischunterricht in den Unterrichtsvormittag einbetten, damit eine Förderstunde für die Kiba-Kinder ermöglicht wird, ohne dass sie zu früh kommen müssen (lange Fahrzeiten für Taxi-Kinder)
Woher kommen die Stunden?
Zuständigkeitsbereiche Stegen/ Stammschule/ Schulträger/ Landkreis
keine verbindlichen Rahmenbedingungen für die Arbeit in einer Kiba festgelegt, sondern pädagogische und organisatorische Kreativität sind gefragt
3. Ein Tag in der Klasse
10Die Lehrerinnen treffen sich meist ca. 20-30 min. vor Unterrichtsbeginn für Absprachen und restliche Vorbereitungen. Diese Zeit ist besonders dann wichtig, wenn der Unterricht gezielt im Team gehalten wird und die entsprechenden Aufgabenverteilungen geklärt werden müssen oder wenn die Klasse in einer Stunde geteilt wird und eine Lehrerin somit noch eine inhaltliche Einweisung braucht.
Wenn die Schüler das Klassenzimmer betreten, beginnt der Tag zunächst mit einem offenen Anfang. Die Schüler bringen ihre Hausaufgabenhefte und Hausaufgaben nach vorne und holen sich dann eine Aufgabe aus ihrer Ablage und bearbeiten diese weitgehend selbstständig. Tauchen Fragen auf, können sie sich damit zunächst an die anderen Mitschüler wenden, bei weiterhin bestehenden Fragen steht ihnen auch die Lehrerin zur Verfügung. Die Aufgaben in den Ablagen sind vom Anspruch und Umfang her auf das jeweilige Kind abgestimmt und müssen innerhalb der laufenden Woche erledigt werden. Die Aufgaben können beliebig bearbeitet werden, der einzige festgelegte Tag ist der Montag, an dem die Kinder ihre Erlebnisse vom Wochenende aufschreiben.
Häufig suchen sich die Kinder während des offenen Anfangs Leise-Arbeitsplätze. Diese sind die Tische mit Blick zur Rückwand oder Tische außerhalb des Klassenzimmers im Flur. Diese Arbeitsplätze sind in der Regel sehr begehrt.
11Während die Kinder arbeiten, wird ein hörgeschädigtes Kind nach dem anderen nach vorne gerufen zur Hörgerätekontrolle. Die Kinder bauen ihr Hörgerät selbst auseinander, überprüfen die Batterie und pusten das Ohrpassstück durch. Eine Lehrerin hört die Hörgeräte anschließend mit dem Stethoclip ab und überprüft direkt die Funktion der FM-Anlage. Gelegentlich führt sie auch noch den Ling-Test mit den Kindern durch, um das Hörverstehen im Sprachbereich zu überprüfen.
12Etwa um 9 Uhr ertönt der Dreiklang und die Kinder räumen ihre Aufgaben auf und kommen nach vorne in den Stehkreis, wo sie gemeinsam ein Lied singen und den Morgengruß an die anderen richten. Je nach Wochentag stehen jetzt noch kurze Übungen oder Inputs zu unterschiedlichen Fächern an oder es werden wichtige Informationen an die Schüler weiter gegeben. Auf den Gong hin verlassen die Schüler das Klassenzimmer in die Pause.
Die übrigen Unterrichtsfächer verlaufen in verschiedenen Sozialformen. Es wird versucht, Bewegungsphasen mit Arbeitsphasen abzuwechseln sowie Hörpausen einzubauen. Die Lehrerinnen unterrichten mit Mikrofon, der Hauptlehrer trägt dazu jeweils den Hauptsender. Für die Schülerbeiträge gibt es ein Handmikrofon, welches die Schüler gegenseitig weitergeben. Zweimal pro Woche wird die Klasse geteilt – entweder beliebig, nach Tischgruppen oder nach Kompetenzen zur gezielten Differenzierung. Eine Lehrerin nimmt dann eine Gruppe mit nach unten in das zweite Klassenzimmer und bearbeitet dort den Unterrichtsstoff mit den jeweiligen Schülern. Nach einer abgesprochenen Zeit kommt die Gruppe wieder nach oben ins reguläre Klassenzimmer zurück.
An zwei Tagen in der Woche haben die Klassenlehrerinnen eine gemeinsame Hohlstunde, in der sie anstehende Themen besprechen, Eindrücke austauschen und das weitere Vorgehen besprechen.
Am Ende des Tages gibt es für die Schüler Hausaufgaben, welche an der Hausaufgabentafel neben der Tür notiert werden. Wenn alle Kinder ihre Hausaufgaben aufgeschrieben und in ihre Mappe eingepackt haben, kommen noch mal alle nach vorn und singen gemeinsam das Abschlusslied: Auf wiedersehn, auf wiedersehn, wir reichen uns die Hände, auf wiedersehn auf wiedersehn, die Schule ist zu Ende. Tschüss, tschüss, tschüss.
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4. Fazit
Wer darüber nachdenkt, eine Inklusionsklasse zu übernehmen, sollte folgende Vorüberlegungen anstellen:
Bin ich bereit und in der Lage...
im Team zu arbeiten?
(auch bei Anrechnung) für Absprachen, Vereinbarungen und Unterrichtsvorbereitungen zusätzlichen Zeitaufwand zu investieren?
mich mit den täglichen Herausforderungen der Technik auseinander zu setzen (Anwendung, Problemlösung)?
meinen Unterricht für Interessierte zu öffnen?
Bin ich flexibel im Umgang mit unerwarteten Situationen? Ich bin anders als du bist anders als er ist anders als sie.
Wir, wir, wir sind anders als ihr, ihr, ihr seid anders als wir, NA UND?!? DAS MACHT DAS LEBEN BUNT!!! (Robert Metcalf)
Wir lernen alle gemeinsam und es ist soooo schön!!!!